Bremerhaven
Literatur und Politik e.V.
c/o Wolfgang Richter
Apelerweg 17
27574 Bremerhaven
Klima und Demokratie gehören zusammen
Rechtsextremisten inszenieren gezielt Desinformationskampagnen, um Stimmung gegen die ökologische Wende zu machen. Klimaschädliche Emissionen, Lobbyinteressen, Leugnung des Klimawandels und politische Instrumentalisierung von Verlustängsten: Das Klima, die soziale Gerechtigkeit und die liberale Demokratie werden zunehmend heftiger angegriffen.
Der Soziologe Dr. Axel Salheiser wird in seinem Vortrag darlegen, wie Rechtsaußenparteien den Klimawandel für sich nutzen, wo die massiven politischen Gefahren des Rückschlags gegen den grünen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft liegen, mit welchen Netzwerken und Argumentationsweisen die Rechten die Zukunft angreifen, was das mit unserem Alltag und dem herrschenden System zu tun hat und was wir für Klima und Gerechtigkeit tun können.
Axel Salheiser ist Soziologe und seit Februar 2022 wissenschaftlicher Leiter am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) Jena sowie Sprecher des Teilinstituts Jena des Forschungszentrums gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Er leitet u.a. ein Projekt zum „Internationalen Rechtspopulismus im Kontext globaler ökologischer Krisen“ und forscht zu Rechtsextremismus und anderen Gefährdungspotenzialen der demokratischen Kultur. Von 2002 bis 2019 forschte und lehrte Salheiser an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er ist Mitherausgeber mehrerer wissenschaftlicher Sammelbände zur Eliten- und Demokratieforschung und Koautor zahlreicher Fachveröffentlichungen.
Foto: © Privat / Piper Verlag
Zum Buch „Klimarassismus“, erschienen bei Piper, verfasst von den Autoren Quent, Richter und Salheiser.
Seit dem 11. September 2001 erlebt die Welt in schneller Reihenfolge immer neue Kriege: Afghanistan, Irak, Jemen, Libanon, Libyen, Syrien, Ukraine und jetzt Israel-Gaza. Begleitet werden sie von internationalen Medien, die das Kriegsgeschehen in die Schlagzeilen transportieren. Mit jedem neuen Krieg drohen die vorherigen Kriege vergessen zu werden und damit auch die toten, geflüchteten und verletzten Menschen, die zerstörten Ökonomien und die vernichteten Lebensgrundlagen.
Die Zahl der Flüchtlinge in der Welt hat sich seit 2001 nahezu verzehnfacht. Zählte das UN-Hilfswerk für Flüchtlinge (UNHCR) damals noch 12 Millionen Flüchtlinge, wird ihre Zahl im Juli 2023 mit 108 Millionen angegeben.
Wer denkt noch an Syrien? Nach Protesten wegen der Verhaftung von Kindern in der südsyrischen Stadt Dara 2011 setzte die Regierung die reguläre Armee gegen die Demonstranten ein. Mehrere hundert Menschen wurden getötet. In der Folge entwickelte sich ein bis heute andauernder Krieg, der geprägt ist von einander widersprechenden internationalen, regionalen und nationalen Interessen und Akteuren. 2018 gab es in Syrien etwa 6,2 Mio. Binnenflüchtlinge und 6,5 Mio. Menschen waren ins Ausland geflohen. Heute leben 90 Prozent der rund 18 Millionen verbliebenen Syrer unter der Armutsgrenze von 1 US-Dollar pro Tag (ca. 1 Euro). Die Hilfe von internationalen Organisationen der Vereinten Nationen, staatlichen und privaten Hilfsorganisationen oder vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz kann den Bedürfnissen der Menschen nicht gerecht werden. Das durch das Erdbeben 2023 noch verschärfte Elend in Syrien droht vergessen zu werden.
Karin Leukefeld wird einen geopolitischen Überblick über die sehr komplizierte Situation in Syrien geben und versuchen folgende Fragen zu beantworten:
Karin Leukefeld studierte Ethnologie, Islam- und Politikwissenschaften und ist seit dem Jahr 2000 als freie Korrespondentin im Mittleren Osten tätig.
Karin Leukefeld hat u.a. folgende Bücher veröffentlicht:
„Syrien zwischen Schatten und Licht – Menschen erzählen von ihrem zerrissenen Land“ (2016)
„Flächenbrand – Syrien, Irak, Die Arabische Welt und der Islamische Staat" (überarb. 3. Auflage 2017).
Die Klimakrise ist seit 2019 in aller Munde und auch in der Politik eines der wichtigsten Themen. Doch bekannt waren die Auswirkungen der Klimakrise schon lange. Wieso verdrängen wir die Bedeutung der Klimakrise? Liegt es auch daran, dass Medien zur Aufklärung unzureichend beitragen?
Heute ist die Berichterstattung zwar umfänglicher, doch viele Medienhäuser und (prominente) Journalisten scheinen häufig Wissenslücken über die Klimakrise und Klimapolitik zu haben.
Wenn im Bundestagswahlkampf 2021 in keinem Format ernsthaft über die Diskrepanz zwischen 1,5°-konformer Politik und den Klimaplänen der Parteien geredet wurde, wenn in Talkshows nur darüber geredet wird, wie man am besten seinen individuellen CO2-Fußabdruck reduzieren kann, werden dann die Medien ihrer Aufgabe gerecht?
Wird die Klimakrise in der Berichterstattung genauso ergiebig behandelt wie Börsenzahlen oder Sportereignisse?
Verkaufen sich deprimierende Nachrichten über das Klima schlechter?
Wie kann es sein, dass während der Corona-Pandemie jeder wusste, was eine Inzidenzzahl oder ein R-Wert bedeuten und welches Land gerade wie die Corona- Pandemie bewältigt, aber heute kaum jemand weiß, was ein CO2-Budget ist und immer noch viele Menschen hartnäckig an dem Mythos festhalten, dass Deutschland Vorreiter im Klimaschutz sei?
Wie abhängig sind Medienhäuser von finanziellen Einnahmen durch Werbeanzeigen von Auto-, Kreuzfahrt- oder Energieunternehmen?
Welche Rolle also spielen Medien in der Klimakrise? Kommen sie ihrer Aufgabe als „Vierte Gewalt“ in der Demokratie hinreichend nach?
Und natürlich, wie kann sich die Berichterstattung verbessern?
Christoph Linne, Chefredakteur der NORDSEE-ZEITUNG
Jan Weyrauch, Programmdirektor Radio Bremen
Friederike Mayer, 1.Vors. der Initiative KLIMA° vor acht e.V.
Lea Dohm, Dipl.-Psych., Psychologists / Psychotherapists for Future (Psy4F)
Die Podiumsdiskussion fand statt am Dienstag, 7. März 2023, um 19:00 Uhr
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Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden.
Demokratie und Wohlstand, ein längeres Leben, mehr Gleichberechtigung und Bildung: Der Kapitalismus habe viel Positives bewirkt. Zugleich ruiniere er jedoch Klima und Umwelt, sodass die Menschheit nun existenziell gefährdet ist. »Grünes Wachstum« soll die Rettung sein, aber Wirtschaftsexpertin und Bestseller-Autorin Ulrike Herrmann hält dagegen: Verständlich und messerscharf erklärt sie in ihrem neuen Buch, warum wir stattdessen »grünes Schrumpfen« brauchen.
Die Klimakrise verschärft sich täglich, aber konkret ändere sich fast nichts. Die Treibhausgase nehmen ungebremst und dramatisch zu. Dieses Scheitern sei kein Zufall, denn die Klimakrise ziele ins Herz des Kapitalismus. Wohlstand und Wachstum seien nur möglich, wenn man Technik einsetzt und Energie nutzt. Leider werde die Ökoenergie aus Sonne und Wind aber niemals reichen, um weltweites Wachstum zu befeuern. Die Industrieländer müssen sich also vom Kapitalismus verabschieden und eine Kreislaufwirtschaft anstreben, in der nur noch verbraucht wird, was sich recyceln lässt.
Aber wie soll man sich dieses grüne Schrumpfen vorstellen?
Über den Inhalt ihres Buches wollen wir in der Veranstaltung mit Frau Herrmann diskutieren.
Foto © Andrew James Johnston
Ulrike Herrmann, geb. 1964 in Hamburg, Ausbildung zur Bankkauffrau, Studium von Philosophie und Geschichte, Absolventin der Henri-Nannen-Schule. Seit 2000 Wirtschaftskorrespondentin der taz und Publizistin zu sozial- und wirtschaftspolitischen Themen. 2010 erschien ihr erstes Buch „Hurra, wir dürfen zahlen. Über den Selbstbetrug der Mittelschicht” im WestendVerlag. In Folge publizierte sie dort mit „Der Sieg des Kapitals”, „Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung”, „Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen” weitere Bücher, die sämtlich Bestseller geworden sind (im Schnitt 40.000 Exemplare pro Titel). In der letzten Zeit wird sie immer häufiger als Kommentatorin zu politischen Talkshows eingeladen (Phoenix-Runde, Maischberger, Lanz). Einen Namen gemacht hat sie sich nicht zuletzt mit ihren zahlreichen brillanten Vorträgen zu Wirtschaftsthemen bei Stiftungen, Instituten, Universitäten etc.
„Das Ende des Kapitalismus” Verlag Kiepenheuer & Witsch, 352 Seiten, € 24.
Zum Einlesen gab es als Empfehlung den verlinkten taz-Artikel